3. Dezember 2024

Von der Magie des Augenblicks: Pianistin Henriette Gärtner zu Gast am Schulzentrum

„Musik ist schwingende Luft“, erklärt Henriette Gärtner.

Dass dieser physikalisch fast banale Umstand dazu führt, dass Menschen während des Musikspiels über sich hinauswachsen und andere mitreißen, haben heute die Klassen 3 und 4 sowie die beiden Lerngruppen 5 erleben können.

Mit ihrem Besuch hat die professionelle Konzertpianistin Dr. Henriette Gärtner den jüngsten Zuhörern Werke von Mozart und Beethoven näher gebracht. Initiiert hatte das Vorspiel Grundschullehrerin Renate Biselli, die Gärtner im Rahmen der Künstler-Initiative Rhapsody in School angesprochen hatte. Das Projekt bringt herausragende Musiker in Schulen, um für Schüler die Leidenschaft für Musik erlebbar zu machen und vielleicht zu einer eigenen Laufbahn als Profi-Musiker zu inspirieren.

„Wie lange spielen Sie schon Klavier?“ Die jungen Zuhörer starren gebannt auf die über die Tasten fliegenden Finger, können sich gar nicht darüber beruhigen, dass Henriette Gärtner schneller spielt, als man zuschauen kann.

„Ich habe mit drei Jahren Klavier angefangen, beide Eltern waren Pianisten“, verrät die Ausnahme-Musikerin, die im Alter von 4 bereits den Landeswettbewerb Jugend musiziert in Baden-Württemberg gewonnen hatte. Als jüngste Konzertpianistin der Welt erreichte sie im Alter von acht Jahren bei den Musikfestwochen in Luzern sogar einen Rekord. Geboren im Schwarzwald und aufgewachsen in Unterschwandorf bei Neuhausen ob Eck studierte sie nach ihrem Abitur am Martin-Heidegger-Gymnasium in Meßkirch zunächst Französisch und Sport auf Lehramt in Konstanz und danach Klavier in Imola. Dazu wurde sie zum Dr.rer.nat. promoviert. Später konnte sie mit Konzerten in ganz Deutschland ihr Publikum von ihrem überragenden Talent überzeugen.

Gärtners heutiger Vortrag begann mit den bekannten Zwölf Variationen in C-Dur über das Lied „Ah, vous dirai-je, Maman“ von Wolfgang Amadeus Mozart, was den Schülern als Melodie von „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ geläufig war. Die jungen Zuhörer zählten bei jeder Variation mit, die wievielte gerade gespielt wurde.

In einer Fragerunde bestand anschließend Gelegenheit, den prominenten Gast auch persönlich kennenzulernen, zum Beispiel von Gärtners zahlreichen Hobbies wie Tanzen, Schwimmen, Reisen und Lesen zu erfahren, und dass sie gerne Ausstellungen besucht.

Wissbegierige Zuhörer: Henriette Gärtner erzählt aus ihrem Leben.

„Lernt ein Instrument und geht auch mal in ein Live-Konzert! Musik richtig zu erleben ist etwas ganz anderes als der Klang über den Kopfhörer“, rät die passionierte Musikerin den engagierten Schülern. In der Arbeit als Pianistin gäbe es auch Phasen, in denen man mit dem Alleinsein und dem disziplinierten Ableisten eines täglich hohen Arbeitspensums während des Übens klarkommen muss, dadurch aber auch einen großen Leistungsfortschritt erziele: „Musik schult das Gehirn, nicht nur die Hände, sondern jeder Finger lernt, unabhängig voneinander zu agieren.“

Im zweiten Teil des Vorspiels präsentierte Henriette Gärtner die Klaviersonate Nr. 26 in Es-Dur von Ludwig van Beethoven, die unter dem Namen „Les Adieux“ berühmt geworden ist. Während im ersten Satz eine plötzlich andächtige Stimmung im Musiksaal die Trauer des Abschiednehmens für die Schüler physisch greifbar macht, werden sie im dritten Satz von der überschäumenden Freude des Wiedersehens förmlich mitgerissen; die kleinen Händchen bewegen sich rhythmisch im Takt der virtuosen Musik, bevor sie in einen jubelnden Applaus ausbrechen, als das Spiel endet. Die Schüler springen begeistert von ihren Sitzen und reihen sich in eine lange Schlange, um sich ein begehrtes Autogramm der berühmten Künstlerin zu sichern.

Wer Henriette Gärtner unbedingt wieder erleben will, hat an diesem Sonntag, dem 16. Oktober, Gelegenheit, ihr Konzert im Schloss Messkirch zu besuchen.

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