29. April 2024

Tübingen aus zwei Perspektiven

Die Lerngruppe 9.1 hat gestern die beliebte Studentenstadt Tübingen besucht und dabei auch eine dunkle Seite ihrer Vergangenheit kennengelernt. Zusammen mit Lernbegleiterin Frau Montalbano und Referendarin Frau Hameister startete die Gruppe mit einer Führung „Jüdisches Leben in Tübingen“ am Synagogendenkmal, das 1882 gebaut und in der Reichsprogromnacht zerstört wurde. Es erinnert heute an die jüdischen Menschen aus Tübingen, die fliehen mussten oder ermordet wurden. Den Lernpartner*innen gewährte der Sprung in die Stadtgeschichte Einblicke in das jüdische Leben im Mittelalter in der Stadt und der Vertreibung der jüdischen Gemeinde. Besichtigt wurde auch die Gestapo-Zentrale in der Tübinger Altstadt, die heute ein Studentenheim ist. An einer Info-Tafel ist die Verstrickung des Tübinger Juristen und Täter des Holocaust Theodor Dannecker in die Verbrechen des Regimes dargestellt.

Beklemmend nahe erscheinen die Verbrechen der Nazi-Zeit durch die Stolpersteine in Tübingen. Die 9.1 besichtigte die Gedenksteine für die erste jüdische Familie der Stadt, Familie Hirsch, die von den Nazis vertrieben und ermordet worden ist. Deren Enkel Fritz Bauer kehrte als Jurist nach seiner Flucht nach Deutschland zurück, um die rechtliche Verfolgung der Nazis voranzutreiben: Ohne ihn hätte es keine Auschwitz-Prozesse gegeben. Halt machte die Lerngruppe auch am Stolperstein für Richard Gölz: er war aufgrund Teilnahme am christlichen Widerstand verhaftet worden, der Unterschlupf für jüdische Familien organisiert hatte.

Stolpersteine für Familie Hirsch

Der zweite Teil des Stadtausfluges machte die 9.1 mit dem bekannt, wofür Tübingen heute bei vielen jungen Menschen steht: eine blühende Kulturstadt, in der man entspannt das Leben genießen kann. Nach der Besichtigung der Fassade des Tübinger Rathauses konnte die Lerngruppe shoppen, Mittagessen gehen und durch die Gassen der mittelalterlichen Stadt schlendern. Entenfüttern im Park und eine gemeinsame Stocherkahnfahrt auf dem Neckar rundeten den vielschichtigen Ausflug mit positiven Eindrücken ab.

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